Fünf Antworten zum Studium unter Corona-Bedingungen
Drei Semester Erfahrung mit dem Studium unter Corona-Bedingungen haben wir bei KOM inzwischen gesammelt. Zeit für einen Rückblick und eine Vorschau. Was war, was bleibt, was kommt?
So viel sei vorab verraten: Das Feedback nach den reinen Online-Semestern fiel so gut aus wie schon lange nicht mehr – und das hatte gute Gründe. Fünf Fragen und Antworten zum Studieren und Lehren am Fachgebiet KOM in Zeiten von Corona.
Wie hat sich das Studium unter Corona-Bedingungen verändert?
Mitte März 2020 muss es schnell gehen. Pandemie, Lockdown, Home-Office: Das bringt auch die Lehrenden ins Schwitzen. Die Grundsteine für die Online-Lehre sind bei KOM glücklicherweise schon gelegt. Die Vorlesung „Kommunikationsnetze 2“ (KN2) wurde bereits vor Ausbruch von SARS-Cov-2 aufgezeichnet und für die Studierenden auf der Moodle-Lernplattform bereitgestellt.
Struktur heißt von nun an das Zauberwort der Stunde. Gepaart mit guten Ideen führt das KN2-Team rund um Philipp Achenbach die Studierenden erfolgreich durch die Remote-Lehre. Statt Vorlesung im großen Hörsaal gibt es jetzt jede Woche interaktive Videokonferenzen mit klaren Regeln: keine Fake-Namen, Kamera an, und zu Beginn jeder Konferenz die Ankündigungen. Ein benotetes Quiz via Moodle mit sechs bis acht Fragen ergänzt die Übung. Einige entdecken erst jetzt, was die Lernplattform alles kann: Lückentexte, Multiple Choice, Drag&Drop-Antworten. Neu ist außerdem ein Studentenquiz. Über ein Plugin stellen die Studierenden ihren Kommiliton:innen Fragen zur aktuellen Vorlesungseinheit, die diese im Quiz beantworten und die spielerisch beim Lernen helfen.
Für Struktur im Home Office liefert das Lehrendenteam einen passenden Lernvorschlag: montags ist die interaktive Videokonferenz; dienstags macht es Sinn, sich die Aufnahme der Vorlesung anzuschauen; mittwochs steht die Übung an; donnerstags ist Zeit, um noch einmal etwas nachzuschauen; und freitags endet die Woche mit dem Quiz.
Was hat besonders gut funktioniert?
„Ich hatte das Gefühl, dass die Sessions viel interaktiver sind“, erzählt Anna Filighera, die im Wintersemester das Modul „Kommunikationsnetze 1″ (KN1) begleitet. Während sich bei der Vorlesung im Hörsaal stets die gleichen, wenigen Leute meldeten, beteiligen sich im Videochat zwischen 80 und 90 Prozent der Teilnehmenden. Auch diejenigen kommen zu Wort, die nicht so gerne vor 200 Kommiliton:innen sprechen. Umfragen können anonym beantwortet werden.
Besonders gut kommen auch die Aufzeichnungen der zwei Vorlesungen an, die testweise in kleine Blöcke aufgeteilt wurden. In je fünf bis zehn Minuten wird ein Thema behandelt. „Das funktioniert mehr wie ein YouTube-Erklärvideo“, sagt Anna Filighera. „90 Minuten volle Dröhnung ist einfach zu lange und zu viel.“ Sie persönlich sei kein Fan von Präsenz-Vorlesungen und hat das Gefühl, dass diese nicht so viel Sinn machten – zumindest, wenn es um Frontalunterricht geht. „Was der Lehre gutgetan hat, war, mal zu hinterfragen und darüber nachzudenken, was man da tut.“
Auch Philipp Achenbach sieht Vorteile in der Online-Lehre. „Jetzt hat man viel mehr die Möglichkeit, dass alle Lerntypen unterstützt werden“, sagt er. Eines seiner Highlights ist die Pizzarunde am Ende des Semesters mit den fünf Studierenden, die beim wöchentlichen Studentenquiz am besten abgeschnitten haben. Jeder bekommt eine Pizza nach Hause bestellt, schaltet sich per Videokonferenz in die gesellige Runde ein, bei der auch darüber geredet wird, was online gut lief und was besser gemacht werden kann.
Was waren die größten Herausforderungen?
Manche Studierenden habe sie erst beim Klausurtermin zum ersten Mal gesehen, berichtet Anna Filighera. Beim Erklären fehle ihr das Feedback, das man normalerweise bekommt, wenn man in interessierte – oder eben auch verständnislose – Gesichter schaut. Studierende mit schlechter Internetverbindung, zum Beispiel auf dem Land, bekämen in den interaktiven Sitzungen nur sehr zeitverzögert mit, was passiert und würden untergehen.
Die größte Herausforderung für Philipp Achenbach war es, den Klausurtermin während des Winter-Lockdowns zu organisieren. Irgendwie gelang es letztlich: mit viel Abstand, vielen Räumen, und vielen Betreuer:innen, die die Studierenden einzeln in die verschiedenen Klausurräume herein- und auch wieder herausriefen. Einziger Haken am fast perfekten Plan: In einem Wohnheim brach Corona aus, und gleich mehrere Studierende mussten in Quarantäne. Eigentlich ist vorgeschrieben, dass die Klausur für alle zeitgleich stattfindet. Glücklicherweise konnte das Lehrteam nach vielem Hin und Her in dieser Sondersituation letzten Endes doch noch eine mündliche Prüfung anbieten für alle, die in Quarantäne waren.
Am meisten bedauern Anna Filighera und Philipp Achenbach, dass den Studierenden der soziale Austausch fehle. Lerngruppen könnten jedoch gut auch in Eigeninitiative über das Moodle-Forum organisiert werden, sagt Philipp Achenbach.
Was erwartet die Studierenden im kommenden Semester?
Auch im nächsten Semester werden Vorlesung und Übung komplett online abgehalten. Vieles hat sich mittlerweile jedoch gut eingespielt.
Was bleibt nach der Krise?
In der KOM-Lehre wird Corona seine Spuren wohl langfristig hinterlassen. Und das im positiven Sinne: Vieles wurde hinterfragt, auf den Kopf gestellt und neu gedacht. Finden die Vorlesungen irgendwann wieder im Hörsaal statt, bleibt wohl die Möglichkeit, Fragen über einen Live-Chat zu stellen. Viel mehr Studierende können auf diese Weise einbezogen und mitgenommen werden.
Auch die Möglichkeit des digitalen Lernens wird bestehen bleiben. „Ich glaube, dass künftig viel mehr Online-Tools genutzt werden“, sagt Philipp Achenbach. Auf besonders große Resonanz ist das Studentenquiz gestoßen, dieses bleibt wohl kein einmaliges Experiment. Genauso wie die Pizza für die besten Quizzer:innen. Mit einem schönen Unterschied: Irgendwann trifft sich die Runde hoffentlich in der Pizzeria statt am Bildschirm.
Beitragsbild: Adobe Stock
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