Neue Software soll bei der Berufsauswahl helfen
Wer den Schul- oder Studienabschluss in der Tasche hat, muss sich selbst eine wichtige Frage beantworten: Was will ich eigentlich werden?
Kindern fällt die Antwort leicht: Astronaut, Cowboy, Superheldin. Im Erwachsenenalter nimmt die Komplexität bei der Entscheidungsfindung ein wenig zu. Plötzlich spielen viele Faktoren eine Rolle: Wo vermutet man seine Talente, in welchen Bereichen ist man selbstbewusst, in welchen Schulfächern hatte man eine gute Note, welche Universität bietet das Wunschfach an und wo wird man zugelassen? Bei der Berufswahl zählt nicht mehr allein die Leidenschaft für ein bestimmtes Thema, sondern auch die Aussicht auf Erfolg, ein gutes Gehalt, das Feedback des sozialen Umfelds sowie die Selbsteinschätzung.
Es gibt eine Menge Faktoren, die uns beeinflussen und gleichsam viele Optionen, für die wir uns entscheiden können. Dieses Luxusproblem wird jenen zur Last, denen es partout nicht gelingen mag, sich festzulegen. Eine neue Software kann dabei helfen, die möglichen Berufsfelder einzuengen und die eigenen Vorlieben besser einzuschätzen. Auch die zugrundeliegende Motivation eines Nutzers für eine bestimmte Berufsauswahl kann ermittelt werden. So profitierten Berufswahlforscher von der Anwendung.
In zwei Schritten zum Traumberuf
Der Test besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil werden Berufsvorstellungen abgebildet und verschiedene Berufe in ein Raster eingeordnet. Teilnehmer sollen – unabhängig von den eigenen Vorlieben – ihre Einschätzung zu bestimmten Berufsbildern hinsichtlich wahrgenommener Geschlechtsverteilung und Prestigeeinschätzung äußern. Das hilft der Software dabei, die Einstellung des Nutzers besser zu verstehen und diese in das Testergebnis einfließen zu lassen. Außerdem werden Berufe ausgeschlossen, die keinesfalls in Frage kommen.
Im zweiten Teil sollen die Nutzer dann die verbliebenen Berufe aussortieren, die unter bestimmten Gesichtspunkten nicht in Frage kommen. Gefragt wird beispielsweise, bei welchen Berufen man nicht mit Unterstützung aus dem eigenen Umfeld rechnen kann oder welche Berufe man sich nicht zutraut. Alle Berufe sind im Hintergrund der Anwendung über einen Drei-Buchstaben-Code nach RIASEC markiert. Anhand dieses Codes findet die spätere Auswertung statt, die konkrete Berufsempfehlungen und zusätzlich eine ergänzende Typologie enthält. Diese beschreibt, ob man beispielsweise eher künstlerisch, sozial oder realistisch orientiert ist oder ob man eher zum Unternehmer oder zum Forscher taugt.
Für den Forschungskontext werden weiterhin soziodemografische Daten der Nutzer/innen erfasst: Alter, Geschlecht, aktuell besuchte Schulform und angestrebter Schulabschluss und der höchste erworbene Schulabschluss. Das Tool wurde bisher auf den Game Days im Rahmen der Abschlussveranstaltung sowie im Rahmen eines Kolloquiums zur Berufsbildungsforschung (Bundesinstitut für Berufsbildung) vorgestellt. Dort ist es sowohl beim Publikum (GD) als auch beim Fachpublikum sehr gut angekommen.
Für die nahe Zukunft ist ein Kolloquium geplant, zu dem Experten der Berufsberatung und Lehrkräfte eingeladen werden, um das Instrument für die Zielgruppe zu bewerben. Darauf aufbauend soll dann eine Kooperation mit Schulen starten, um das Tool als Maßnahmentrainer einzusetzen. Auf Basis der Ergebnisse kann der praktische Nutzen des Werkzeugs anhand von realen Daten direkt aus dem Klassenzimmer evaluiert werden.
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