Daten aus mobilen Sensoren und KFZ-Sensoren gewinnen
In dem von der Europäischen Kommission geförderten Projekt „SIMPLI-CITY“ haben wir in den vergangenen drei Jahren gemeinsam mit Forschungspartnern an Methoden und Konzepten geforscht, um aus vernetzten Sensoren gewonnene Daten dafür einzusetzen, neue Mobillitätskonzepte zu entwickeln und für diese eine digitale Plattform aufzubauen. Das Ergebnis ist ein Bauplan für einen persönlichen Mobilitätsassistenten und die dazugehörige Infrastruktur. Das umfasst zum Beispiel Werkzeuge zur Erstellung von Apps und Backend-Diensten, einen Marktplatz für Apps und Dienste sowie die Bereitstellung mobilitätsbezogener Daten als Dienst.
Als Beispiel: Die Navigationssoftware auf dem Smartphone erkennt einen im Kalender gespeicherten Termin, berechnet die optimale Anfahrsroute und stellt den Wecker auf die passende Uhrzeit. Wenn morgens plötzlich Stau auf der Strecke sein sollte, erkennt das die Software und stellt den Wecker eine halbe Stunde früher, damit man trotzdem pünktlich ankommt. Ist die Strecke gar komplett dicht, dann wird alternativ eine Zug- oder Busverbindung rausgesucht. Der persönliche Assistent soll den Nutzer so durch die zunehmend komplexer werdenden Verkehrsströme lotsen, egal ob mit dem Auto, der Bahn, dem Bus oder auf dem Fahrrad.
Um solche komplexen Szenarien wie oben beschrieben zu lösen, braucht man heute noch eine Vielzahl unterschiedlicher Apps und Lösungen, da diese meist nicht oder nicht ausreichend gut miteinander verzahnt sind. Das führt wiederum dazu, dass der Nutzer nicht unbedingt die optimale Route samt Verkehrsmittel vorgeschlagen bekommt, sondern eben nur die gerade verfügbare Route im aktuellen Verkehrsmittel. Das Navi im Auto lotst den Fahrer nicht auf einen Parkplatz am Bahnhof, wenn die Zugverbindung schneller wäre und die App der Deutschen Bahn schlägt auch nicht automatisch eine Busverbindung vor, nur weil der Zug mal Verspätung hat.
Kluge Navigation braucht wertvolle Information: Data as a Service
Genau hier setzte das Projekt SIMPLI-CITY an, in dem wir in den vergangen Jahren mit zahlreichen Partnern aus der Wissenschaft und der Praxis wie IBM und der TU Wien kooperierten, um das „Road User Information System of the Future“ zu bauen. Eine Aufgabe dabei war es, einen Marktplatz für mobilitätsbezogene Services zu entwerfen. Auf dem sollen zukünftig nicht nur Endverbraucher sinnvolle Mobilitätsanwendungen finden, auch Entwickler können dort Daten beziehen, um die eigenen Apps zu optimieren und sie besser auf Nutzerbedürfnisse abzustimmen.
Unser Wissen konnten wir insbesondere bei der Konstruktution der Architektur dieser Plattform einbringen, speziell bei der Integration, Steuerung, Vernetzung und Auswertung von Sensordaten. Das lässt sich gut am Beispiel von Autos demonstrieren. Moderne PKWs lassen sich direkt via drahtlose Verbindung oder eine Docking-Station mit einem Smartphone verbinden. Über diese Verbindung hat man wiederum Zugriff auf mobilitätsbezogene Daten wie bevorzugte Routen, Verbrauchswerte oder Fahrverhalten. Diese Daten können dann über die SIMPLI-CITY-Plattform anonymisiert den Entwicklern zur Verfügung gestellt werden, damit diese darauf aufbauende, erweiterte Dienste anbieten können. Beispielsweise könnten bei der Routenplanung neben Distanz und Geschwindigkeit auch Faktoren wie die Umweltfreundlichkeit einbezogen werden.
Das klappt nicht nur mit Autos, sondern auch mit mobilen Endgeräten. Mobilitätsbezogene Daten kann man via Smartphone und mit dem Smartphone verbundenen Sensoren abrufen oder auch aus bereits vorhandenen, frei verfügbaren Datensätzen (bspw. Open Government, Fahrpläne etc.) gewinnen. Die besondere Herausforderung dabei ist es, die verteilten, sehr heterogenen Daten auf einer einer einzigen Plattform zusammenzufassen und nutzbar zu machen.
Eine Liste der Publikationen die im Projektverlauf entstanden sind gibt es hier. Das Feedback bei der Evaluation vor wenigen Wochen in Dublin war bezüglich der technischen Ergebnisse exzellent. Der Prüfungsausschuss schlug vor, die im Projekt erarbeitete Infrastruktur von SIMPLI-CITY für weitere Bereiche wie Smart Home oder Smart City auszubauen. Außerdem wurde das Projekt auf dem Mobile World Congress 2016 in Barcelona vogestellt, auch über eine Markteinführung wird nachgedacht.