Im Porträt: Tobias Meuser ist Athene Young Investigator
Die Auszeichnung „Athene Young Investigator“ der TU Darmstadt trifft wohl auf kaum jemanden besser zu als auf Tobias Meuser. Gerade einmal 28 Jahre jung ist der KOM’ler, und schon auf dem Weg zur Professur. Wie er das geschafft hat? Eines seiner Geheimnisse findet sich sowohl in seinem Lebensweg als auch in seinem Forschungsthema. „Ich bin gut darin, Aufgaben zu bewerten und entsprechend zu priorisieren“, sagt er.
Wegweisende Entscheidung in der 9. Klasse
Diese Fähigkeit verleiht Tobias Meuser eine ungeheure Effizienz und hilft ihm schon in der 9. Klasse, eine wegweisende Entscheidung zu treffen. Statt eine Klasse zu überspringen, beginnt er ein Fernstudium in Wirtschaftsinformatik an der Fernuniversität Hagen. Die Schule ermöglicht das Studium, indem sie unter anderem zu Klausurzeiten an der Universität Fehlstunden genehmigt. „Das war lustig, mit 16 Jahren zusammen mit den ganzen Dreißigjährigen in der Klausur zu sitzen“, erinnert sich Tobias Meuser.
Bereits als junger Bub im hessischen Butzbach zieht er die Studienbücher des Vaters aus dem Regal, ein promovierter Physiker. In der 6. Klasse beginnt er zu programmieren und schnell ist klar, dass die Informatik seine akademische Heimat ist. Das entsprechende Bachelorzeugnis hat er schließlich im gleichen Jahr in der Hand, in dem er auch das Abitur schreibt.
Abschalten beim Blindenschach
Es folgt der Informatik-Master an der TU Darmstadt, dann die Promotion im Fachgebiet Multimedia Kommunikation, zwischendrin ein Jahr in der Industrie bei einem auf Mobilfunk spezialisierten Automobilzulieferer. Nebenher spielt Tobias Meuser Tischtennis und geht viel bouldern. „Ich mache immer mindestens zwei Sachen parallel“, erklärt er. So kommt es schon mal vor, dass er lieber ein Skript programmiert und sich einen Kaffee holen geht, während der Computer ihm das wissenschaftliche Poster zusammenbaut, dass er sonst manuell hätte basteln müssen. Stumpfsinnige Arbeit sei ihm eben zuwider.
Etwas, das Tobias Meuser schon lange begleitet, ist die Leidenschaft fürs Schachspielen. „Zum Abschalten“, wie er sagt. Auch hier setzt der frischgekürte Athene Young Investigator auf Effizienz und übt sich im Blindenschach. Als wäre das nicht genug, nutzt er seine Programmierkenntnisse und schreibt hobbymäßig ein Tool mit Aufgaben, um die Schachstellungen besser visualisieren zu lernen.
Komplexe Entscheidungen an der Straßenkreuzung
Die Promotion ebnet den Weg zur Postdoc-Stelle. 2019 schließt er sie ab, das Thema verwundert kaum. Analysiert hat Tobias Meuser, wie Daten in Netzwerken von autonomen Fahrzeugen möglichst effizient gemanagt werden können.
Das Prinzip Priorisierung ist auch hier das Geheimnis. Muss beispielsweise eine komplexe Entscheidung an einer Straßenkreuzung getroffen werden, sollten die Datenströme so priorisiert und gelenkt werden, dass im Zweifelsfall das selbstfahrende Auto keinen Unfall baut. Der Videostream vom Teenager im Auto darf dafür gerne mit geringerem Datendurchsatz weiterlaufen.
Künftig 5G-Forschung im Fokus
An der stärkeren Vernetzung von der Forschung zu Kommunikationsnetzen sowie deren Anwendung arbeitet Tobias Meuser auch im Postdoc im Rahmen der dritten Phase des Sonderforschungsbereichs MAKI weiter. Zusammen mit anderen leitet er die Forschungsgruppe „Adaptive Kommunikationssysteme“ und betreut sechs Doktorand*innen mit.
Als Athene Young Investigator rückt die 5G-Forschung künftig stärker in den Fokus. Hier sucht Tobias Meuser neue Wege, um die Netze resilienter und stabiler zu machen. Möglichkeiten wie diese motivieren ihn besonders, nicht in die Industrie abzuwandern: „An der Uni kann ich an Sachen forschen, die nicht andere schon gemacht haben.“ Vom Förderprogramm hat bereits 2017 ein KOM-Mitarbeiter profitiert: Amr Rizk macht inzwischen als Professor an der Universität Duisburg-Essen digitale Infrastrukturen fit für die Zukunft.
Tobias Meuser will das Budget, mit dem er im Rahmen des Athene-Young-Investigator-Programms in den nächsten fünf Jahren unterstützt wird, vor allem auch nutzen, um mit internationalen Wissenschaftler*innen zusammenzuarbeiten. Denn „Kooperation ist in der Forschung das Einzige, das zu Erfolg führt“, wie er sagt. Schon im April führt ihn das erste Auslandsforschungssemester nach Oslo. Wir wünschen viel Erfolg und viele weitere wegweisende Entscheidungen!
Beitragsbild: TU Darmstadt/Katrin Binner
Mehr zur Forschung von Tobias Meuser gibt es hier zu lesen.
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