Preis für Gleichstellung junger Schülerinnen
Berufswünsche entstehen schon im Kindesalter. Um hier Vorurteile zu vermeiden, hat das Gleichstellungsteam des Fachbereichs Elektro- und Informationstechnik ein Konzept erarbeitet, das Schülerinnen ab der fünften Klasse bis zur Oberstufe begleitet, um das Berufsbild der Ingenieurin erlebbar und attraktiv zu machen. Der Sonderforschungsbereich MAKI betreute eine der Gruppen mit einem eigenen Workshop zum Thema Programmierung und Videostreaming. Das Projekt wird mit dem diesjährigen Franziska-Braun-Preis ausgezeichnet.
Ein Studium der Elektrotechnik und Informationstechnik öffnet die Wege zu einer spannenden und breit gefächerten Palette an Berufen. Dennoch sind Frauen am Fachbereich etit der TU deutlich unterrepräsentiert. Die Elektrotechnik-Ingenieurinnen Anna Pfendler und Ann-Kathrin Seifert vom Gleichstellungsteam wollen das ändern. „Ich denke, dass vielen nicht bewusst ist, welchen Facettenreichtum ein Studium der Elektrotechnik bietet“, sagt Pfendler, die über Auswirkungen erneuerbarer Energien auf die Stabilität des Stromnetzes promoviert. Ihre Kollegin Seifert, die im Bereich Signalverarbeitung für medizinische Anwendungen forscht, bringt ein weiteres Argument ins Spiel: „Im sozialen Umfeld vieler Mädchen gibt es nur wenige weibliche Rollenvorbilder. Gerade in einem Alter, in dem sich erste Berufswünsche formen, sind Ingenieurinnen oder Technikerinnen nicht ausreichend präsent.“
Die Idee der Gleichstellungsbeauftragten: Technisch interessierte und begabte Mädchen sollen schon im Alter von etwa zehn Jahren angesprochen und dann kontinuierlich begleitet werden. Zusammen mit kooperierenden Darmstädter Schulen und großer Unterstützung aus dem Fachbereich hat das Gleichstellungsteam verschiedene Workshops konzipiert, die aufeinander aufbauen und alle zwei Jahre besucht werden können. Die Schülerinnen lernen dabei, selbstständig technische Aufgabenstellungen zu lösen, die an Lehrinhalte aus dem Schulunterricht anknüpfen. Neben den fachlichen Inhalten sollen die Teilnehmerinnen auch weibliche Vorbilder kennenlernen. Die Workshops werden daher von mindestens einer Wissenschaftlerin des Fachbereichs etit begleitet.
Ralf Kundel, Julia Müller und Michaela Bock vom Sonderforschungsbereich MAKI betreuten zusammen mit Mihaela Damian den Workshop für die Jahrgangsstufen acht und neun. Dort drehte sich alles um Fotos und Videos, die von einer zuvor eigens programmierten App aufgenommen wurden. Zum Einsatz kamen hierbei winzig kleine Computer, die sogenannten Raspberry Pis – oder eben auf Deutsch Himbeerkuchen. Am Ende der drei Tage konnten die Schülerinnen nicht nur Fotos mit ihrer App bearbeiten, sondern auch kleine Live-Videos streamen.
Experimentierfreude wecken
Das Konzept hat auch die Beiratsmitglieder, die für die Vergabe des Preises an das ausgezeichnete Projekt gestimmt haben, überzeugt. „Durch aufeinander aufbauende Workshops vermitteln die Schülerinnen-Projektttage niedrigschwellig das Berufsbild der Ingenieurin und wecken die Experimentierfreude von Schülerinnen“, heißt es in der Begründung.
Die Projekttage wurden schon mehrmals erfolgreich durchgeführt. Die stetig steigenden Teilnehmerinnenzahlen und Nachfragen bestätigen den Erfolg. Langfristig soll das Angebot erweitert werden, so dass für jede Klassenstufe die Teilnahme an einem Workshop möglich ist und die Schülerinnen dadurch einmal im Jahr an Projekten forschen können – und ein positiver Eindruck von einem technischen Studienfach bleibt.
Beitrag: Claudia Staub / Thomas Lenz
Beitragsbild: Gregor Rynkowski
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