Neues Startup: Maschinelles Lernen gegen Missbrauch von Rückerstattungen
Gründerzeit klingt nach Architektur und 19. Jahrhundert. An den Unis scheint er aber wieder zu florieren, der Gründergeist. Auch das Fachgebiet Multimedia Kommunikation wird als Startrampe für Gründungen genutzt. Wir zeigen mit arryve ein Startup, das gerade am Anfang steht und über ein EXIST-Stipendium finanziert wird.
Verspätungen, Fahrtausfälle und Personalmangel dominieren in den letzten Jahren vor allem im öffentlichen Nahverkehr. Während Kunden viel Geld für steigende Fahrpreise ausgeben, ist eine Erstattung bei Serviceausfall eher unüblich. Für den Fernverkehr existieren dazu EU-Gesetze, die Erstattungen ab einer Verspätung von 60 Minuten gewährleisten. Aber: für den Nahverkehr gibt es solche Gesetze nicht.
Um Kunden im Nahverkehr trotzdem die entgangene Serviceleistung zu erstatten, haben verschiedene Verkehrsverbünde wie z.B. der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) sogenannte Mobilitätsgarantien ins Leben gerufen. Anspruch auf eine Erstattung gibt es, wenn eine Verspätung von mindestens zehn Minuten erreicht wurde. Die Antragsstellung erfolgt über die Webseiten der Verbünde. Durch gestiegene Fahrgastzahlen und Verspätungen ist der personelle Aufwand sehr hoch. Genau diesem Problem hat sich das Startup arryve angenommen.
Fachgebiet Multimedia Kommunikation greift unter die Arme
Sebastian Hennig ist neben Michael Zierlein und Timon Fuss einer der Gründer von arryve. Hennig ist froh, am Fachgebiet Multimedia Kommunikation immer passende fachliche Unterstützung zu bekommen: „Ich habe 2019 meine Bachelorarbeit am Fachgebiet unter der Leitung von Manisha Luthra, Prof. Boris Koldehofe und Prof. Ralf Steinmetz geschrieben. Durch die fachliche Nähe zu maschinellem Lernen und Datenstromverarbeitung ist das Fachgebiet Multimedia Kommunikation für uns ein idealer Ansprechpartner, wenn es um unser Produkt geht.“
arryve hat erkannt, welche Probleme die vielen Anträge und der wachsende Missbrauch von Rückerstattungen nach sich ziehen: Seit Einführung der Garantie wurden beim Rhein-Main-Verkehrsverbund bis Ende Februar 2019 rund 1,5 Millionen Anträge im Wert von rund 3,6 Millionen Euro gestellt. Da Zeitkarten-Nutzer jedes beliebige Verkehrsmittel im Verbundgebiet immer benutzen können, ist es teils unmöglich vorherzusagen, ob ein bestimmter Antrag auf einem tatsächlichen Service-Ausfall beruht.
arryve möchte bei diesem komplexen Prozess Abhilfe schaffen und setzt auf ein System, das auf maschinellem Lernen basiert. Es soll das Antragsverfahren vereinfachen und potentiellen Missbrauch erschweren. Hierbei soll das System als Assistenz für Kundenmitarbeiter bereitstehen, welches schneller und leichter verschiedene Datenpunkte des aktuellen Antrags mit vorher gelernten Missbrauchs-Anträgen abgleicht. Über ein Scoring-System errechnet der beinhaltete Algorithmus die Wahrscheinlichkeit, dass es sich hierbei um Missbrauch der Garantie handelt und stellt eine Begründung bereit. Der Mitarbeiter kann somit effizienter Anträge bearbeiten und Kunden entsprechende Rückmeldung geben. Wir wünschen viel Erfolg, dass dieses Vorhaben Früchte trägt und sowohl für die öffentlichen Verkehrsmittel als auch deren Nutzer das Leben etwas angenehmer gestaltet.
Beitragsbild: arryve
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