Multimedia für Senioren: Mobil im Alter, sicher an’s Ziel
Das ist der Schreibtisch von Opa – und was sieht man da? Ok, besser: Was sieht man nicht? Genau. Kein PC, kein Smartphone. Viele Senioren scheuen sich ein wenig vor „moderner Technik“. Während es mittlerweile ein völlig gewohnter Anblick ist, dass Teenies mit gesenktem Haupt über die Straße spazieren und auf den Smartphone-Bildschirm starren, sieht man es eher selten, dass Oma und Opa an der Bushaltestelle warten und Nachrichten per What’s App verschicken. Das ist schade, denn gerade für Senioren könnten die neuen Technologien eine wichtige Unterstützung im Alltag sein. Wie selbstverständlich benutzen viele von uns beispielsweise Navigationssysteme, um uns in Innenstädten zu orientieren, speichern Termine im Kalender und lassen uns automatisch erinnern oder suchen mit Hilfe von Apps die nächste ÖPNV-Verbindung in der Nähe, wenn mal eine Verbindung ausfällt.
Deswegen forschen wir bei KOM im Projekt „inDAgo“ (Leitmotiv: „Länger unabhängig und mobil im Alter leben“) an Konzepten und Technologien, die diese sinnvollen Alltagshilfen auch für Senioren zugänglich machen. Ein konkretes Szenario sieht beispielsweise so aus:
Das System kennt die Adresse des Arztes und schlägt ihr eine Reiseroute vor. Dabei werden eine langsame Laufgeschwindigkeit sowie Rollator-freundliche Haltestellen berücksichtigt.
Frau Herzig kann nun stressfrei die Reise zu ihrem Arzttermin antreten.Das System leitet sie zur Bushaltestelle, an der sie in den Bus steigt und von Neutsch nach Darmstadt fährt. An der Haltestelle „Böllenfalltor“ muss sie in die Straßenbahn umsteigen.
Während des Umsteigens verbindet sich ihr inDAgo-Gerät mit dem WLAN im Haltestellenbereich und erhält die Information, dass die Straßenbahnstrecke zum Luisenplatz blockiert ist. Das System weist Frau Herzig darauf hin, dass sie mit dem Bus zum Hauptbahnhof weiterfahren muss.
Von dort aus gelangt sie mit einer weiteren Buslinie zu ihrer Zielhaltestelle „Berliner Allee“. Dort angekommen leitet das inDAgo-System sie über einen kurzen Fußweg zu ihrem Ziel. Frau Herzig hat die Arztpraxis trotz Umleitung stressfrei und sicher erreicht.
Aus dem Labor in den Alltag
Soweit das Konzept – aber funktioniert das auch in der Realität? Es war an der Zeit unseren Prototyp mal aus dem Labor zu befreien, um ihn einem Härtetest zu unterziehen. Dafür durfte Frau Ehrenberg-Sillies von der VDI-VDE IT in die Rolle der „Rosemarie Herzig“ schlüpfen. Die Aufgabe: Mit Hilfe unseres Assistenzsystems sollte sie sicher und pünktlich zu einer Ausstellung auf der Mathildenhöhe gelangen, die sie sich in den Kalender eingetragen hatte. Als kleine Herausforderung für unsere Testerin haben wir eine kleine Zusatzaufgabe eingebaut. Am Luisenplatz kommt es zu unerwarteten Problemen und sie verliert kurz die Orientierung. Denn trotz Senioren-freundlichem Interface und speziell für diesen Anwendungszweck optimierter Technik gibt es immer Potenzial für unerwartete Probleme auf dem Weg zum Ziel (bspw. gesundheitliche Probleme, falsche Auskünfte vom ÖPNV). Speziell für diesen Zweck haben wir als zusätzliche Absicherung ein „Helfernetzwerk“ konzipiert, das 24 Stunden am Tag, 7 Stunden die Woche aktiv ist. Ein einfacher Druck auf den Hilfe-Knopf reicht und es wird automatisch ein „verifizierter Helfer“, der sich gerade in der Nähe befindet, alarmiert. Dieser wird dann zur hilfsbedürftigen Person gelotst. Im Test funktionierte das ganz wunderbar und Frau Herzig aka Ehrenberg-Sillies wurde in die richtige Bahn geholfen, so dass sie es pünktlich zur Mathildenhöhe schaffte.
Im Auftrag des Projekträgers BMBF konnte Frau Ehrenberg-Sillies sich so einen Eindruck verschaffen, wie sinnvoll Senioren mit moderner IT-Infrastruktur bei Fußgänger-ÖPNV-Routing, Assistenz in verschiedenen AAL-Räumen und beim Erkunden von Sehenswürdigkeiten, sogenannten Points-of-Interest, in der Stadt unterstützt werden können. Das gesamte inDAgo-Projektkonsortium bedankt sich für den erfolgreichen Live-Demotag und die anregenden Gespräche im Anschluss bei der Präsentation der dahinterstehenden Technologien und Komponenten.
Unser Team auf der Mathildenhöhe.
Präsentation zu weiteren Szenarieren:
[…] Ein konkretes Szenario habe ich auch in diesem Artikel beschrieben. […]
[…] über mobile Endgeräte wie Smartphone oder Tablet, beispielsweise beim mobilen Lernen oder zur Orientierung in einer fremden Stadt. Auch bei der (Auto)mobilität der Zukunft werden vernetzte Sensoren eine große Rolle spielen. […]
[…] Lernen in der Aus-, Weiter- und Fortbildung, aber auch zur spielerischen Bürgerbeteiligung oder Gesundheitsthemen. Serious Games machen Spaß und sind für Menschen in jedem Alter geeignet, so dass selbst […]
Frau Herzig kann sich immer weniger merken, da sie alles nur noch in ihr Handy eintippt. Nur leider speichert es manche Termine fehlerhaft, sie ist total genervt von dem Ding.
Sie kann sich immer schlechter orientieren, da sie sich komplett auf ihr Handy verlässt. Als der Akku leer ist, weiß sie nicht mal mehr, wo sie ist.
Frau Herzig befasst sich mit Datenschutz und gesellschaftlichen Auswirkungen von Whatsapp und ist schockiert, dass ihr Enkel das empfohlen hat.
Können die unreflektierten Medienentusiasten mal aufhören absolut nichts zu hinterfragen und immer zu behaupten es wäre für Senioren „so viel besser“, wenn sie den Medienzirkus mitmachen würden? Erst einmal muss die junge Generation lernen die Medien reflektiert zu nutzen.